16km in 8 Stunden.... Das war ein anstrengender Tag

#1 von Bernd44 , 24.04.2019 04:40

Dienstag, 23.04.2019

Nach einem guten Frühstück verlassen wir Tetrisqaro in Richtung Süden. Wir wollen über kleinste Straßen die Armenische Grenze erreichen. Direkt hinter dem Ortsausgang wird aus der Straße allerdings ein Matschweg. Paul, der beschlossen hat, dass man mit 66 Jahren nicht mehr zum Offroad Fahrer werden muss, lehnt dankend ab. Er fährt lieber 50km befestigte Straßen, anstatt sich auf dieser 16km langen Piste zu quälen. Wir ahnen schon, dass er schneller ist und vereinbaren einen Treffpunkt.
Dann geht es für uns weiter. Aus festgefahrenem Lehmboden und Pfützen besteht die Straße. Wir kommen ganz gut voran und filmen uns gegenseitig um dieses "Abenteuer" festzuhalten.
Wir kommen in ein Dorf, dass wohl nur über diese Straße erreichbar ist. Wir werden interessiert beobachtet, wie wir über die "Hauptkreuzung" des Ortes schliddern, denn auch hier besteht die Straße weitestgehend aus aufgeweiche Boden.
Ab dem Ortsausgang wird die Straße so schlecht, dass wir auf die Weide nebenan ausweichen. Auch hier bestimmt eher das Motorrad die Richtung und das Vorderrad rutscht mehr seitlich, als dass es geradeaus geht.
Die Straße weicht immer mehr auf und mehr als einmal sind unsereMotorrädee bis zu den Fußrasten im Wasser. Insbesondere vor Brücken, die aus Beton sind, gibt es davor und dahinter so aufgeweiche Boden, dass das Fahren echt anstrengend wird. Mit "Brücken" meine ich so maximal 2m Breite Betonplatten, die über Bäche oder Gräben führen.

Dann folgt eine Serpentin in ein wünderschönes Tal. Die Straße ist kaum noch als solche zu erkennen und nun weiß ich, warum in Google-Maps keine Straße eingezeichnet ist. Wir sind mittlerweile komplett durchgeschwitzt. Das Motorrad in den steilen matschigen Spitzkehren zu beherrschen gelingt uns nicht immer. Beide fallen wir mit den Motorrädern um. Immer in Zeitlupe und meist mit "Ansage"...... Aber gemeinsam heben wir die Maschinen immer wieder auf und weder Fahrer noch Fahrzeug tragen Blessuren davon.
Da ist der weiche Boden sehr hilfreich.....
Das ganze dauert mittlerweile schon mehrere Stunden und grundsätzlich sind wir schon ziemlich ausgepowert. Kurze und längere Pausen brauchen wir um uns zu regenerieren.

Irgendwann denke ich, mein Hinterrad dreht durch! Tut es aber gar nicht, sondern meine Kupplung ist am Ende ihrer Lebenszeit angekommen. Und das fast ganz unten im Tal. Nicht einmal Handyempfang habe wir hier.
Ich laufe immer wieder ein Stück den Berg hoch, um mit dem Vermieter, mit Paul und dem ADAC zu telefonieren.
Wir warten fast 3 Stunden. Mittlerweile fasst die Kupplung, die abgekühlt ist wieder ein wenig und so kann ich, mit Motorunterstützung, die Maschine bis ins Tal schieben. Aufgrund des Morastes wäre ansonsten an ein Vorwärts kommen nicht zu denken.
Nachdem wir 2 Stunden gewartet haben, dass der angekündigte Monteur vom Vermieter kommt, probieren wir aus dem Tal heraus zu kommen.
Ich starte die Maschine und tatsächlich fasst die Kupplung ein wenig. Beim ersten Versuch merke ich, dass ich unter gar keinen Umständen den Kupplungshebel bedienen darf.

Der zweite Versuch ist dann glücklicher verlaufen. Anfahren klappt nur durch mitlaufen und im ersten Gang mit Standgas rutsche ich den Berg hinauf. Auf das vereinbarte Signal (3 mal hupen) fährt auch Sandra nach oben.
Drei Gründe hat diese "Unruhe".
Ersten denke ich komme ich leichter den Berg hinauf als der angekündigte Toyota SUV
Zweitens sind wir hier oben nun ständig erreichbar. Der Handyempfang ist hie oben prima)
Aber der wichtigste Grund ist Durst. Hier oben gibt es eine kleine Ansammlung von Häusern und Sandra "bettelt" am ersten nach Wasser. Wir hatten nur die obligatorische 0,3l Flasche Wasser mitgenommen. Für 16km wird das ja wohl reichen, haben wir Morgens gedacht.
Tatsächlich kommt dann irgendwann der angekündigte Geländewagen. Es wird eine Motorradschiene auf die Hängerkupplung montiert und mit Ketten ans Fahrzeug gezurrt.
Sandra macht sich auf den Weg zu Paul, der immer noch in Bolnisi auf uns wartet. Es ist mittlerweile 17:00Uhr und wir waren um 9:30Uhr losgefahren. Ganze 16kmsind wir in dieser Zeit gefahren. Unvorstellbare Anstrengungen haben wir erlebt.
Erholungsurlaub geht definitiv anders.
Die Beiden freundlichen Georgier versorgen uns mit Wasser und als wir auf dem Weg nach Rustavi sind wird mir sogar Brot angeboten. Da ich heute ausser Frühstück noch nichts gegessen habe verschlingen ich dieses Fladenbrot. Beide freuen sich, dass es mir schmeckt und grinsen als ich das Brot in "Nullkommanix" vertilgen.
Sie halten dann an einer Mineralwasserquellen an. Hier sprudelt, direkt aus dem Berg etwas schwefelhaltiges Mineralwasser aus der Wand. Ich fülle mir, nach dem Vorbild der vielen Georgier, meine mittlerweile leeren PET-Flaschen mit dem Heilwasser auf.
Schmeckt komisch, aber wenn es gesund ist, muss das wohl so sein, habe ich schon in Bad Ems im Lahntal, erfahren dürfen.
Ich buche uns, auf der Rückbank bei der Weiterfahrt, ein Hotel, nahe der Motorradvermietung und lasse mich von den Helfern dort absetzen. Die Beiden bringen das Motorrad und meinen Helm direkt zum Vermieter.
Etwas später kommen Sandra und Paul dort an und wir gehen gemeinsam Essen.
Rustavi ist eine große Industriestadt mit z. B. dem größten Gebrauchtwagenmarkt Georgiens. Uns umbeben nur häßliche Platten akuten und selbst unser Hotel ist sehr sozialistische angehaucht....
Schön geht anders...

Früher als sonst, fallen wir alle erschöpft ins Bett und ich schlafe sofort ein.

Sicher ein Tag den ich so schnell nicht vergessen werde. Aber eben auch sehr anstrengend....

Bernd44  
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Motorräder abgeben und entlang der südlichen Route nach Westen.
Montag, der 23.04.2019 ab in den Süden des Landes

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