Montag, 22.04.2019
Zuhause ist Ostermontag, hier ist ganz normaler Montag.
Insbesondere Gestern wurde ich mehrfach online gefragt, warum ich mir das antue, bei dem Wetter mit dem Motorrad. Ganz einfach, wer einen Tag mitgefahren wäre wüsste es: Die Männer am Straßenrand grüßen freundlich, die Kinder winken, rennen mit oder machen, mit leuchtenden Augen, die "typische Handbewegung" am imaginären Gasgriff..... den ich natürlich gerne mit der gleichen Bewegung erwider..... und damit den Motor zur Freude der Kinder kurz hochdrehen lasse. Kaum hat man irgendwo angehalten, wird man nach dem woher, wohin oder nach der Leistung ausgefragt.
Insbesondere in den recht armen abgelegenen Orten passiert das sofort. Reisenden mit dem Auto bleibt dieser Kontakt zur Bevölkerung verwehrt. Der Angestellten vom Hotel heute - als Beispiel - erzählte sofort von seinem russischen Motorrad... Und wie gerne er mit uns tauschen würde . ;-)
Dazu kommt die Nähe zur Natur, man erlebt die Temperaturen, den Wind und natürlich (wer mit mir gefahren ist weiß das) liebe ich es die Kurven zu fahren und dabei die Fliehkäfte zu genießen!
Wenn es auch sicher bequemere und komfortabelere Arten zu reisen gibt ..... Komfort habe ich das ganze Jahr zuhause und die Vorteile des Motorrades überwiegend für mich deutlich. Trotzdem hätte ich nichts gegen höhere Temperaturen und trockenes Wetter.....
Heute erleben wir eine Temperatursteigerung um 100%: Anstatt 2Grad, wie gestern, sind es heute wohl 4 Grad! Leider gibt es Hochnebel und so sehen wir, aus dem Hotel nur die 3000er Berge und der Blick auf den 5079m hohen Katzberg bleibt uns verwehrt.
Auch von der Dreifaltigkeitskirche oberhalb von Stepanzminda versperren Wolken die Sicht. Wir fahren dann wieder die georgische Herrstraße zurück. Östlich von uns gibt es nur Berge und keine Straßen und westlich liegt Südossetien, eine freie Republik in Georgien. Da kommen wir so einfach wohl nicht rein. Das Wetter ist heute viel besser, als auf dem Hinweg. Die Sonne beleuchtet die 3-4000m hohen schneebedeckten Berge entlang der Straße. Wir haben uns aber nur zu zwei Fotostopps entschlossen, sonst wären wir jetzt noch unterwegs. Im Kopf abgespeichert sind die Bilder alle.
Mittagspause gibt es heute in einem sehr liebevoll eingerichtetes Restaurant. Erstmalig gab es in diesem Urlaub Mittags etwas warmes zu Essen. (Vorahnung?)
Weiter geht die Fahrt aber erst nachdem wir Pauls Blinker repariert bekommen haben. Die Fassung war etwas ausgeleihert und der Fusskontakt musste nachgebogen werden. Wir wollten eigentlich nur eine Glühlampen in der Werkstatt erwerben, aber so wurde es eine kleine Reparatur.
Weiter geht die Fahrt durch kleine Dörfer, da wir nun die Herrstraße verlassen. In einem Dorf gab es sogar Stau! Die Kühe werden durchs Dorf getrieben und immer wieder biegen, ganz selbstverständlich 2 oder 3 Kühe in den Hof, in dem sie offenbar wohnen. Denn der Hirte, der die Herde durch die Straßen treibt, bleibt ganz ruhig.
Mehrfach sehen wir auch heute wieder die Hirten, auf einen Stock gestütz, bei ihrer Herde stehen. Meistens sind es Kuhherden von 10- 20 Kühen. Schafherden sind von der Anzahl her, viel größer.
Unsere Grüße werden auch hier fast immer freudig erwidert.
Im Süden von Tbilisi sind die Hauptstraßen richtig gut. Viele Seitenstraßen enden aber in einer Schlammschlacht..... die durch die Regenfälle der letzten Woche komplett durchgeweicht sind. Wir folgen zum Abend hin aber den Hauptstraßen, die, mit Leitpfosten und Leitplanken versehen, eher dem deutschen Standard entsprechen.
In Tetrisqaro haben wir online in einem Hotel 3 Zimmer für uns reserviert. Als wir in den Ort fahren sträuben sich mir die Nackenhaare..... Mindestens jedes zweite Haus ist zerstört oder zerfallen. Alles sehr trostlos hier.... Mittendrin "leuchtet" jedoch unser Hotel, das gut hergerichtet, komplett aus der Bebauung hervorsticht.
Wir werden freundlich in Englisch begrüßt und trotzdem fragt man, etwas skeptisch, ob wir zu dritt denn wirklich 3 Zimmer wollen.
Jeder von uns har nun ein Zimmer mit zwei Räumen und 3 oder 4 Betten. Je Zimmer belaufen sich die Kosten trotzdem aber gerade mal auf 27€!
Da es im Ort kein Restaurant gibt - gut dass es Mittags schon etwas warmes gab- gehen wir noch in den "Supermarkt" des Ortes, der vielleicht 50qm misst.
Knabbereien und Bier werden gekauft, die wir im Hotel essen wollen. Wir staunen nicht schlecht, als es an der Kasse keine Registrierkasse sondern einen Abakus gibt. Die Rechenmaschine meiner Kindheit, mit Holzachsen und zweifarbigen Holzperlen wird von der alten Dame an der Kasse so flink bedient, daß habe ich so noch nicht gesehen. Wir glotzen wohl so ungläubig, dass sie und das Gerät erklärt. Ich muss schmunzeln...
Im Hotel lassen wir den Abend mit dem Bier und Knabbereien ausklingen. Wir besprechen die letzten zwei Fahrtage und planen grob unsere Route um am Donnerstag Morgen unsere Motorräder abgeben zu können. Denn der Urlaub neigt sich dem Ende zu und am Freitag geht der Flieger nach Hause.