Erst Tiefebene von Kachetien und dann ab in die Berge

#1 von Bernd44 , 21.04.2019 03:19

Samstag, 20.04.2019

Schneeregen und 2 Grad.... So ist die Stimmung beim Frühstück etwas gedrückt. Wir wollen aber in die Tiefebene, die Weinkammer Georgiens.

Die Serpentinen dorthin sind gut ausgebaut und wir können förmlich spüren wie es wärmer wird. Wir durchfahren riesige Weinfelder und zwischendurch immer wieder Arme und heruntergekomme Dörfer. Alle Menschen auf der Straße drehen sich nach dem Sound der Einzylinder um, bleiben stehen und winken uns zu. Do Georgier sind echt liebe Menschen.
Einzig die Hunde scheinen etwas gegen uns zu haben. Sie kläffen die Motorräder an und laufen teilweise lange hinter uns her. Wir "parieren" das mit einem kräftigen Gasstoß und schon sind wir den Hunden entwischt. Die KTM's sind prima Maschinen und beschleunigen wie die Hölle....

In den Weindörfernam Fuße des großen Kaukasus sind schon hübscher und wohl auch reicher. Die Weingüter sind riesig und es gibt einen ganzen Touristikzweig der von diesen "Fabriken" leben. Mehrfach werden wir aufgefordert doch eine Weinprobe zu machen. Die Motorräder und die 0 Promille-Grenz übersieht man dabei. Unser nächster Stop gilt dem Minimarkt gegenüber der Polizeistation. Wir kaufen uns ein zweites Frühstück und essen auf der Bank vor der Polizeiszstion. Nach ein paar Minuten kommt ein Polizist heraus und fragt erst ob wir russisch sind und sprechen. Als wir uns als Deutsche zu erkennen geben hellt sich sein Gesicht auf, wie wir es bisher immer erlebt haben, wenn wir uns als Deutsche zu erkennen geben. Der Polizist fragt wo wir herkommen und wo wir hinfahren.... Wir zeigen es ihm auf der Karte und seine Neugierde ist gestillt.
Dann gibt es am Wehrschloss / Wehrkloster Grimi einen weiteren Halt. Wir besichtigen die Burg, gehen dort ins Museum und lassen uns viel erklären.

Wir beschließen danach, die höchste Straße Georgiens (2990m) zu befahren, die im nächsten Ort von der Hauptstraße abzweigt. Es ist eine "gelbe" Straße auf unserer Karte und so denken wir uns nichts dabei. Kaum haben wir aber Lechuri Richtung Norden verlassen endet der Straßenbelag und dafür gibt es loses Geröll und steile Straßenführung. Seitlich geht es immer steil, zu einem Bach, bergab. Leitplanken oder Mauern sucht man hier vergebens..... Fast nur noch im Stehen ist die Strecke zu bezwingen. Mehrfach rutscht mir das Motorrad weg. Paul gibt irgendwann auf und bleibt zurück. Sandra und ich "erklimmen" die Passstraße weiter. Das Geröll wird loser und größer, so dass auch Sandra - 100 Höhenmeter unterhalb der Schneegrenze beschließt, dass das jetzt genug Agestrengung war. Ich kann es mir , aber nicht verkneifen, dass ich nicht wenigstens den Schnee erreiche. Also los, aufwärts.... Das Geröll wird tatsächlich grober und die Streckenführung ist steiler....

Oben dann tatsächlich Schnee. Glücklich aber total durchgeschwitzt, fahre ich wieder berab, um dann wieder zu dritt Richtung Akmeta zu fahren.. Alleine auf dieser Straße da oben war es mir doch etwas mulmig. Passieren kann immer was....


In Akmeta, gehen wir in ein kleines Café und wir suchen uns über deren WLAN ein Hotel. Der Sohn guckt uns ganz interessiert dabei über die Schulter. Er ist 9 Jahre alt und hat Englisch in der Schule, erfahren wir auf Nachfrage. Sofort schalten Sandras "Lehrergene" auf Unterricht und er steht "im Verhör" bei ihr. "Wie alt? Wie heißt du?" und viele weitere Fragen beantwortet er bereitwillig. Ich denke mir, was für ein braves Kind, und frage ihn, ob er mal auf dem Motorrad sitzen möchte. Anfängliche Zurückhaltung abgeworfen, antwortet er, nach Rücksprache mit seiner Mutter, mit" Ja".

Schnell sind wir beide an den Motorrädern und ich hebe ihn auf meine Maschine. Nachdem ich mich 5-Mal überzeugt habe, dass der Leerlauf eingelegt ist, erlaube ich ihm den Startknopf zu drücken. Der Einzylinder dröhnt unter ihm und er strahlt wie Weihnachten und Ostern zusammen.....
Dann erscheint sein Vater mit dem mutmaßlich älteren Bruder. Der Vater meint wir sollen uns doch bei der Familie einquartieren lehnen wir dankend ab. Ich zeige ihm die Buchung bei Booking.com und dann fahren wir los.

Das Hotel allerdings in diesem trostlosen Ort zu finden ist gar nicht so einfach. Das Piktogramm auf der Karte hatte eine falsche Position und auch die gefragten Anwohner kennen das Hotel nicht.
Wir finden es trotzdem irgendwie und beziehen die bisher größten und besten Zimmer in Georgien, die wir hatten. Allerdings kostet dieses Hotel auch 23€, was ein Vermögen in Georgien bedeutet. Bisher haben wir 8 und 17€ gezahlt.

Nebenan im Restaurant gibt es sehr leckeres Essen. Wir haben alle Hunger, was nach diesem anstrengenden Tag, kein Wunder ist.
Auf dem Zimmer trinken wir noch eine Flasche georgischen Wein und danach fallen mir einfach die Augen zu.... Daher schreibe ich diese Zeilen erst heute Morgen.

Bernd44  
Bernd44
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zuletzt bearbeitet 21.04.2019 | Top

   

Eine Fahrt durch den Schnee bis kurz vor Russland
In den Osten von Georgien, nach Sighnaghi.

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