Bis nach Aserbaidschan

#1 von Bernd44 , 18.04.2019 22:05

Donnerstag 18.04.019

Um 9:00 Uhr werden wir nach dem Frühstück vom Motorradvermieter abgeholt. Er erklärt uns unterwegs viel über das Leben in Georgien.
Dann sind wir da:
Die Motorräder stehen schon vor dem Laden und warten darauf bewegt zu werden. Wir erledigen die Formalitäten und bezahlen die Kaution und den Restbetrag. Dann beladen wir die Motorräde.
Ich zeige dem Vermieter noch unsere Route und er gibt zu bedenken, dass die Strecke durch die Steppe wahrscheinlich nicht befahrbar sein wird. Davon lasse ich mich aber nicht beeindrucken und wir folgen dem Navi ins "Desert".
Es geht erst auf die Autobahn die ich prompt falsch auffahre. Wir wenden an der nächsten Ausfahrt. Dort steht die Straße unter der Autobahn unter Wasser. Somit haben wir nach 5 Minuten gleich unsere erste Wasserdurchfahrt. Als wir dann die Stadt verlassen haben wird die Straße schlecht bis sehr schlecht. Wirklich tiefe Schlaglöcher mit scharfen Kanten erwarten uns. Kein Wunder das wir vom Vermieter gleich zwei Reifenschläuce und Werkzeug mitbekommen haben.
Dann biegen wir von der befestigten Straße ab und wir fahren erst durch staubige Piste. Irgendwann führt unsere "Straße" die ein besserer Pfad ist, durch ein Flussbett. Nicht etwa quer, sondern längs. Eine ganze Weile fahren wir nun im mehr oder weniger trockenem Flussbett. Erste Schlammdurchfahrten werden von allen gemeistert.
Esel und Kühe am Straßenrand sind schon Routine.
Als wir dann über eine Anhöhekommen teilt sich die Straße in 5 Abzweigungen... Wir entscheiden uns für ein, die sich promt als falsch heraus stellt. Wir stehen wirklich inmitten von nichts, das Navi kennt schon lange keine Straßen mehr und so fahren wir nach Himmelsrichtung. Es ist schon gleich am ersten Tag ein großes Abenteuer. Spannend zumindest.
Als hätten wir nie woanders gefahren meistern wir auch die Umfahrungen von noch so großen Wasserlöchern, die auf diesem zweispurigen "Trampelpfad" eher die Regel als die Ausnahme sind. Ganz zielgenau steuern wir unser geplantes Ziel an. Wir kommen tatsächlich über eine vom Ort aus gesperrte Straße in Udabno an.
Erst einmal müssen wir was trinken und stoppen an der Bar auf dem Campingplatz. Die Bedienung, Baka, spricht Englisch und als wir uns nach der Adresse unseres gerade gebuchten Guesthouse erkundigen ruft er gleich einen jungen Mann zu uns. Er erklärt uns, dass dieser uns unsere gebuchte Unterkunft zeigen wird. Paul bleibt bei den Motorrädern und Sandra und ich folgen ihm.

Wir laufen durch einen Ort mit Lehmstraßen. Am Straßenrand liegt tatsächlich ein Schwein und Hühner kreuzen unseren Weg. Dann zeigt er, direkt neben einem großen Schwein auf ein Blechtor und gibt uns zu verstehen, dass dahinter unsere Unterkunft ist.
Ein genauso graues Haus wie all die anderen im Ort. Die Besitzerin zeigt uns unsere Zimmer. Sie versteht ebensowenig wie alle anderen Georgier, dass hier kein Pärchen reißt, sondern einfach 3 Freunde. Sie spricht kein Wort englisch, sondern nur georgisch und russisch, was die Situation nicht leichter macht.
3 Personen die 3 Zimmer haben wollen ist hier eher unüblich. Bei den Zimmerpreisn von 7€ incl. Frühstück, leisten wir uns diesen Luxus.
Wie wir später noch erfahren sollen geht der Georgier für so einen Betrag einen halben Tag arbeiten. (7€!!!)

Wir werfen nur kurz unser Gepäck ab und dann geht es weiter zur aserbaitschanischen Grenze.
Unser Ziel ist ein Höhlenkloster, das Monastir Gareja, das schon auf der aserbaitschanischen Seite der Grenze liegt. Aus Aserbaidschan aber, aufgrund der Lage oberhalb eines steilen Hanges, nur von Georgien aus zu erreichen ist. Wir laufen tatsächlich an den Grenzern vorbei zum Kloster. Somit sind wir offiziell auf aserbaitschanichem Boden, können aber nur tief unter uns die Grenzposten des Landes erkennen.
Wir haben über 2 Stunden für die Wanderung auf die Spitze des Grenz-Höhenzuges gebraucht, incl. des Rückweges.Jeder Schweißtropfen hat sich aber gelohnt. Ersten gibt es von hier oben einen tollen Rundblick und zweitens sind einige Höhlen mit tollen farbenprächtigen Wandbildern versehen. Gigantisch ist aber der Blick über die unendlichen grünen Hügel Aserbaidschans. Sicher auch einmal ein lohnenswertes Ziel für einen Urlaub.

Wir sind völlig erschöpft und auch das frische Quellwasser, das aus dem Berg strömt, kann uns nicht wirklich erfrischen und wieder fit machen.
Zurück im Ort haben wir ein wenig Angst, dass wir kein Benzin bekommen und fragen natürlich bei Baka nach einer Tankstelle . Der schickt, Janosch, ein vielleicht 9 jährigen Jungen los, in Richtung "Tankstelle" und wir sollen ihm folgen. Ein lustiger Zug fährt nun durch den Ort. Vorne Janosch, auf dem viel zu großem 28"Fahrrad und 3 Motorräder hintendrein.
Janosch bringt uns zu einem kleinen Kiosk, in dem ein 12-jähriger Junge arbeitet. Auf die Erklärung, daß wir Benzin brauchen, bittet er mich ihm zu folgen. Wir gehen durch einen Vorgarten und mittendrin in den Blumen stehen 5 6-Literflasche voller Benzin. Ich sage ihm, dass wir wohl 3 brauchen und wir tragen diese zu den Motorrädern. Ein Trichter ist schnell gefunden und e kippt das Benzin in den Tank. Das "etwas" daneben geht, ist sicher kein Problem.... Zumindest nicht für ihn. Wir bezahlen "großzügig gerundet" und er wünscht uns eine gute Fahrt. Auch Janosch geht nicht leer aus, was sich ja von selbst versteht.
Abends gehen wir dann, nachdem wir umgezogen sind, noch zu Baka und es gibt leckeren Salat und eine Schüssel voller Schweinefleisch und Kartoffeln in Soße schwimmend. Lecker und gut gewürz sind wir nun gestärkt und nach einigen Runden Bier und Wein setzt sich Baku zu uns an den Tisch. Ganz lieb gefragt hat er. Wir reden über Verdienst und Lebensunterhaltskosten in Georgien und Deutschland.
Er bekommt 20GEL, was gerade mal 7 € sind, pro Tag. Nun habe ich fast ein schlechtes Gewissen, daß ich sowohl dem jugendlichen "Tankwart" wie auch Janosch jeweils 2€ Trinkgeld gegeben habe. Immerhin mehr als der Stundeohn von dem Angestellten eines Campingplatzes, unserem Freund Baka, der 12 Stunden täglich auf dem Campingplatz arbeitet.
Erst spät geht es zurück ins Guesthouse. Ich gehe gleich ins Bett und schreibe noch diese Zeilen.
Es war ein toller Tag und wir haben sooo viel erlebt. Alles aufzuschreiben, dass geht gar nicht. Allein der überwältigende Blick über die Grenze war im wahrsten Sinne des Wortes "atemberaubend"!

Bernd44  
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In den Osten von Georgien, nach Sighnaghi.
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