Ein ruhiger Tag sollte es werden mit 188km bis zum nächsten Hotel. Daraus wird aber nichts..... doch fangen wir vorne an.
Die zwei jungen Männer, die gestern Abend noch in unsere Unterkunft gekommen sind, tun mir ein wenig leid. Wir frühstücken, wie immer, sehr früh und der Kaffeeautomat macht einen Höllenlärm, beim Kaffeezubereiten, direkt neben der Tür der Beiden. Trotzdem kommen sie irgendwann gut gelaunt aus dem Zimmer und Essen frühstücken auch!
Wir wollen zumindest mal gucken, wie eine der gefährlichsten Strassen Islands aussieht und ein Stück hinein fahren, beschließen wir. Da wir ja nur 188km bis zu nächsten Unterkunft haben, sicher kein Problem!
Erst einmal schauen wir uns aber Islafjoerdur an. Eine große Stadt, mit 2800 Einwohnern, zumindest für Island! Uns gefällt sie, beim durchfahren nicht so sehr. So tanken wir hier, nach einer Stadtrundfahrt, nur kurz und dann verlassen wir den nördlichsten Punkt unserer Reise. Immerhin sind wir nun viel nördlicher als die Südspitze von Grönland!
Ein weiterer Abwegen von unserer Route führt uns nach Flateyri , welches als gemütlicher Fischerort angepriesen würde. Wir finden nur viele heruntergekommene Häuser direkt an der Strandstraße und einen lieblosen Hafen. Sorry, so unser Eindruck!
Weitere geht es nach Pingeyri, wo wir an der Tankstelle fragen können, ob die nicht offizielle Strasse Nr 622 , die einmal um die Landzunge herumführt, befahrbar ist! Die Dame erklärt uns, das erst in der letzten Woche jemand mit einem großen SUV dort gefahren sein soll, wir sollten es einfach probieren, umkehren könnten wir ja immer noch! Genau diese Auskunft hätten wir nicht gebraucht.
Also fahren wir einfach drauf los! Auf einem Schild wird darauf hingewiesen, dass wir uns nun auf einer nicht offiziellen Strasse befindet und es hier keinen Service gibt. Na ja, vor einer Woche ist ja hier noch jemand gefahren, vielleicht finden wir ihn ja noch hier irgendwo im Graben!
Erst fahren wir auf einer unbefestigte Straßen, wie wir sie schon oft, hier in Island gefahren sind. Nach ca. 5km gibt es in der Mitte der Straße nun noch einen grünen Streifen aus Gras. Dann steigt die Straße steil an! Einfach in den Hang gefräst, so sieht die Straße aus. Steinschlag in Fussballgröße liegen einfach in der Fahrspur. Mit dem Auto wäre das jetzt schon ein Problem, mit den Motorrädern klappt das Umfahren ganz gut. Die Straße wird steiniger und gröber! Mehrfach springt das Vorderrad aus der Spur, insbesondere dann, als die Straßenoberfläche runde große Kieselsteine werden.
Grundsätzlich nicht so schlimm, wenn es auf der rechten Seite nicht der Hang steil abfallen würde und die Straße nicht zusätzlich enge Kurven hätte. Unvorstellbar, das man hier überhaupt fahren kann. Von Ausprobieren reden wir gar nicht mehr, so sehr hat uns die Straße mit ihrem grandiosen Ausblick und der spannenden Straßenführung in ihren Bann gezogen. Irgendwie geht es immer weiter. Einmal gibt es eine Wasserdurchfahrt, ein anderes Mal hilft uns eine alte verottete Holzbrücke übers Wasser. Letzter prüfen wir allerdings vorher ausgiebig! Auch die breiten Bäche durchlaufen wir erst und suchen eine Passage ohne große Steine um nicht wegzurutschen und zu stürzen.
Die Straße wurde immer höher in die steile Felswand gegraben. Auf einmal sieht es aus, als endet die Straße. Es geht, gefühlt mit 30% Gefälle bis auf Meeresspiegel hinunter, dann verlieren wir die Straße aus dem Blick. Wir beschließen erst einmal zu Fuß zu schauen ob es unten weitergeht, das Motorrad auf dem steilen Hang drehen erscheint uns unmöglich. Die Zeit haben wir längst aus den Augen verloren, nur weiter, ist die Devise!!!
Unten sehen wir, das die Straße wirklich nur 1m über dem Meeresspiegel an der steilen Wand vorbei führt. Einer nach dem Anderen fahren wir die Steigung herab.
Nass geschwitzt sind wir ohnehin schon längst. Es ist zwar nur 8-10Grad warm, aber mit soviel Bewegung hat heute keiner gerechnet. Unten liegen wirklich nur noch fast Fußball große runde Kiesel. Ich erinnere mich an mein Endurotraining und schaue immer nur an das Ende der sichtbaren Strasse und nicht vor das Motorrad. ..... bis die Straße wirklich endet. Der Sturm der letzten Tage hat die Straße weggerissen. Ärgerlich ist nur, dass das Navi anzeigt, dass wir noch 3km bis zur nächsten befestigen Strasse gehabt hätten. Es hilft alles Jammern nicht und so dürfen wir unseren Spielplatz der letzten zwei Stunden noch einmal durchfahren. Nun aber etwas zügiger, da wir weder Brücken noch Bäche kontrollieren müssen und auch bei unklaren Straßenverlauf wissen, es geht weiter. Am Leuchtturm, ganz vorne auf der Landzunge machen wir eine Pause! Das wir den Fußweg bis direkt zum Leuchtturm fahren, versteht sich ja von selbst! Auf die paar Stufen kommt es nun auch nicht mehr an!
Als wir wieder vorne an der Tankstelle sind interessiert sich die Dame sehr für unsere Erfahrungen auf der Straße. So kann sie diesen nun zumindest an kommende Abenteuerer weitergeben.
Wir trinken noch einen Kaffee und dann stellen wir fest, dass es Zeit wird aufzubrechen um nicht im Dunkeln noch auf dem Motorrad zu sitzen.
Wir besuchen noch, als Ausgleich, den berühmten Dynjandy Wasserfall. Ein sehr breiter und mehrstufiger Fall , allerdings ist hier oben in den Westfjorden die Touristendichte geringer und es sind nur ein paar Autos auf dem Parkplatz davor!
Dann windet sich die Straße nach oben. Immer höher bis fast 500m hoch geht es Es wird frisch hier oben und wir verweilen vor weiteren sehenswerten Ausblicken nur noch kurz. Dann geht es endlich wieder auf Meereshöhe ins Warme!
Aufgrund der vortgeschrittenen Zeit sind wir"etwas zügiger" unterwegs, als die vorgeschriebenen 90km/h. Ein Polizeiauto oder gar eine Polizeikontrolle haben wir in den ganzen Tagen auf Island noch nicht gesehen, also lassen wir es laufen.
Kurz vor unserem Zielort Patreksfjoerdur laufen wir so auf einen kleinen weißen Wagen auf und ich wundere mich, dass Kai nicht einfach überholt, wie bisher schon mehrere Autos vorher.... Das 112 auf dem Heck und das schmale Blaulicht auf dem Dach klären das schon von alleine, auch für mich!!!
Im Guesthouse werden wir von einer seeehr freundlichen jungen Frau aus Finnland empfangen. Sie erklärt uns alles ganz ausführlich und als wir sagen, dass wir uns sehr auf die heiße Dusche freuen, zeigt sie uns sofort die Spezialität des Hauses, Outdoor-Duschen mit Blick über den Fjord!!! Wir träumen allerdings eher von einem warmen Badezimmer, idealerweise mit Fußbodenheizung, anstatt bei Außentemperaturen um die 6 Grad draußen zu duschen!!
Abends machen wir uns noch selbst was zu Essen und gehen dann geschafft ins Bett!
Wieder ein toller erlebnissreicher Tag, voller Abenteuer und Spaß! Irgendwann können wir uns sicher mal ausruhen... wahrscheinlich erst wieder auf der Rückfahrt mit der Fähre! ;-)