Das Frühstück ist prima und wir planen den Tag! Wir wollen den "Golden Circle" fahren. Das ist eine touristisch voll erschlossene Strasse in die Berge. Den erste Stopp machen wir in Pingvellir. Hier gibt es ebenfalls eine Felsspalte die die eurasische von der amerikanischen Erdplatte trennt. Es gibt ein Informationszentrum und Busparkplätze!!! ...und zwar in einer Anzahl, das es uns die Sprache verschlägt! Ebenso das Gedränge von Touristen. O.k. wir sind auch Touristen, aber weder würden wir bei 8 Grad und stärken Wind in Leggings und Glitzerjacke hier oben rumlaufen (o.k. sähe auch komisch aus) noch gehen wir in dünnen Stoffschuhen hier rum!
Rudelweise geht's zu den Aussichtspunkten. Wir gucken natürlich auch kurz, stellen dann aber fest, dass nur ein paar hundert Meter die Straße hinunter eine einsame Stelle ist, an der der Graben auch noch gut zu sehen ist.
Wir schaffen es sogar, die Motorräder auf die Seitenstraße zu stellen und zu fotografieren: einer in Europa einer in Eurasien!
Überhaupt müssen wir uns seit gestern Nachmittag, seit Reykjavik, erst wieder an den vielen Verkehr gewöhnen. Wir waren es in der letzten Woche gewohnt, dass uns alle zwei Stunden ein Auto entgegen kommt. Vorfahrt Achten, hieß für uns, ein wenig vom Gas beim abbiegen, es kommt ja sowieso keiner! Gestern hatten wir sogar Feierabendstau, auf dem Weg zum Hotel! Heute ist auch ein Auto hinter dem anderen unterwegs...
Aber zurück zu heute:
Weiter folgen wir der Route der Touristen, weichen aber öfter auf Seitenstraßen aus. Am Geysir Stokkur, der größte und berühmteste Geysir in Island, sind auch viele Menschen, aber aufgrund der Größe des geothermischen Feldes verlaufen sich die Menschenmassen hier ein wenig!
Wir beobachten, wie der Geysir alle 4-5 Minuten eine Dampfblase ausstößt und Faber viel Wasser fontänenmäßig in den Himmel katapultiert! Eine Weile gucken wir uns das an. 5 oder 6 Mal gibt es eine Fontäne, dann gehen wir noch in den Souvenirshop an den Busparkplätzen. Unvorstellbar viele Menschen hier... trotzdem gönnen wir uns leckeren Schokoladenkuchen und Kaffee zu überteuerten Preisen!
Kai findet noch ein T-Shirt nebenan. Wir beschließen, dass uns "unser Island" der ersten Tage viel besser gefallen hat.
Ein weiterer Halt, den wir mit den Touristenmassen teilen, ist der Gullfoss, der berühmten Wasserfall! Gigantische Wassermassen stürzen hier herab!! So leider auch hier, soooo viele Menschen!!
Dann beschließen wir kurzerhand den Menschenmassen zu entfliehen. Er schon lange vor in der Sonne funkelnde Gletscher Langjökul soll unser Ziel sein. Eine nur für Allradfahrzeug freigegebene Strasse führt dort hin und es sind nur 24km. Als ein Klacks, leicht zu machen, haben wir gedacht.....
Die ersten 8km sind sogar noch geteert, dann geht's links ab, von der Hauptstraße! Nach 50m steht das obligatorische Schild, only 4-Wheel-drive. .....und damit ist dicher kein Audi-Quattro gemeint, der wäre gar nicht erst bis hierher gekommen. Große runde Steine sind der Untergrund für die Piste, die wohl in ein altes Flussbett geschoben wurde. Straßenbau funktioniert hier nämlich so: die großen Steine werden zur Seite geschoben und ein wenig Steinmehl zwischen die dann hervorschauen den Steine gekippt. Die Fahrzeuge dürfen diese Piste dann befestigen! Kaum 2 Kilometer später kommt unsere erst wirkliche Flussdurchfahrt. Wir parken davor und gehen durchs Wasser, dass gar nicht tiefer, als unsere hohen Crosstiefel ist, hindurch und sichten die großen Steine im Wasser. Hierdrauf kann man als einspuriges Fahrzeug prima Wegrutschen und dann weiter schwimmen... Wir trauen und hindurch und es klappt bei Beiden erstaunlich gut! Hin zumindestens...
Dann wird die Straße steiler mit losen runden Kieselsteinen. Nur nicht vom Gas oder gar bremsen, habe ich mal gelernt! So kommen wir die grobe Piste bis zu einer Schutzhütte und einer weiteren Wasserdurchfahrt! Hier liegt allerdings schwarzer Vulkansalz. Da ich damit in Frankreich schon schlechte Erfahrungen mit Wasser und Sand gemacht habe und ohne schiebende Hilfe eines Freundes nicht weiter gekommen wäre, bin ich skeptisch. Kai überredet mich dann aber doch, wir durchlaufen das Wasser und suchen in der Steinwüste gegenüber die Fortsetzung der Straße. Nachdem der Verlauf geklärt ist fahren wir hindurch. (Da gibt's ein Video, bei YouTube im Kanal "Degwer" ... wenn ich das bei dem schnellen Internet hier hochgeladen bekomme.)
Die Piste wird immer ausgewaschen, grober und die Motorräder quälen sich ordentlich...mit dem Gepäck und Fahrern den Berg empor. Es wird, trotz Sonnenschein immer kälter. Das Schmelzwasser des Gletschers begleitet uns im naheliegenden Flussbett, bzw. es kommt uns entgegen.
Als es dann, nach Navi, nur noch 600m bis zum Gletscher sind und die Straße dermaßen steil ansteigt, dass ich mehr Respekt (oder doch Angst?) vor der Abfahrt habe, beschließen wir, die paar Meter zu Fuß zu gehen! Die Motorräder bleiben zurück in der Wildnis und wir steigen nach oben. Der Gletscher vor uns ist imposant und ich komme aus dem Staunen nicht heraus. Grandiose Aussicht, sowohl zum Gletscher hoch, wie auch nach unten, wo wir unsere Motorräder nur noch erahnen können!
Fotos und Videos werden gemacht, dann steigen wir wieder herab! Glücklich hier nicht mit dem Motorrad runter zu müssen! Dann der Rückweg...los geht's! Die Abfahrt ist manchmal brenzliger als der Aufstieg und so soll es auch diesmal sein. Einmal in einer Pause rollt ein Stein unter meinem Fuß weg und die ganzen 400kg bekommen Übergewicht. Ich erinnere mich an meine Worte in Schottland, als mein Freund Andreas versucht hat sein Motorrad am kippen zu hindern. Er hat den Versuch das Motorrad zu halten mit einem Muskelfaserriss bezahlt. Also kippt das Motorrad auf die Koffer. Kai sieht mit dort liegen und parkt ordentlich und hilft mir, das Motorrad aufzurichten. Nun merken wir erst wie kaputt und geschwächt wir sind. Es gibt den letzten Schokoriegel, den ich noch im Koffer habe, Beide trinken wir noch was und dann geht's es weiter. Insgesamt sind es übrigens 18km Schotterpiste die wir hin und zurück in weniger als 4 Stunden schaffen! Erst 2km vor dem Ende der Tortur kommt noch die letzte Prüfung für uns. Der Fluß muss noch einmal gequert werden. Ich fahre als erstes und als mein Vorderreifen nun doch einen großen Stein erwischt denke ich schon, das war's. Das einzige was hilft ist Gas geben!!!! Damit katapultier ich das Motorrad seitlich der Straße aus dem Wasser. Selbst über die großen runden Steine komme ich, wie durch ein Wunder, heile hinüber!!! Wie ist mir jetzt noch ein Rätsel!!
Kai kommt besser durchs Wasser als ich, aber auch seine Kräfte schwinden langsam.
Zurück geht es, bei einsetzender Dämmerung, nur noch über glatte, wenn auch nicht immer aspaltiert, Strasse "zügig" zu unserem nächsten Hotel.
Ein Guesthouse, das sogar einen Hotpool hinterm Haus hat. Kaum aus den Motorradsachen, gehe ich, die Badehose an, dort hinein. Das habe ich mir verdient, denke ich bei mir.
Abendbrot im Frühstücksraum und dann liegen wir erschöpft auf den Betten und Kai verwaltet seine Videos und Bilder, Poster ein wenig und ich schreibe diese Zeilen!
Nun bin ich müde, gute Nacht! Heute