Geschlafen habe ich die letzte Nacht wie ein Stein....na vielleicht etwas lauter, wie Alf -mein Zimmernachbar- meint! Aber irgendwie zerrt die Tour und das viele „Drum-Herum“ doch an der Energie.
Nun bin ich aber heute wieder fit und wir beschließen nach dem Frühstück zum nördlichsten Punkt in Irland aufzubrechen: nach Malin Head! Nach dem gestrigen durchweg sonnigen Tag haben wir heute wieder „tiefehängende Wolken“ mit zeitweise Nieselregen. Ich Iren tragen T-Shirt, also regnet es nicht! ;-)
Auf dem Weg zum Mali Head gibt es noch einen tollen Pass, den ich nicht missen wollte: Das „Gap od Mamore“. Die Auffahrt geht kerzengerade durch heideartige Landschaft den Berg hinauf. Die Steigung nimmt mit der Höhe immer mehr zu und das tollste an diesem Anblick ist, die Straße verschwindet in den tiefen Wolken. Es regnet nicht mehr und wir bleiben unten stehen und freuen und aus den Anstig in den Himmel! Die „Stairways to heaven“ kannte ich schon, die „Road to heaven“ werde ich jetzt gleich fahren. Die GoPro (Video-Kamera) wird am Lenker montiert und dann beginnt die Auffahrt. Schafe begleiten uns schon die ganze Zeit am Wegesrand und meist laufen sie weg wenn wir kommen, anders hier: Hier stehen sie neugierig am Straßenrand und es sieht aus, als ob sie uns zusehen wollen, wie wir dort hochfahren. Mit den Wolken und den spärlichen Pflanzen ist das alles sehr mystisch!
Wir tauchen von unten in die Wolken ein und die Sicht ist sofort auf ein paar Meter begrenzt. Mit dieser Sichtbehinderug beginnen aber auch die Kurven, und wie: Der Asphalt ist wie eine abgerollte Laritzschnecke zwischen die großen Steine gelegt. Es geht gleichzeitig hoch oder runter und nach rechts oder links Bei der Sicht kann man die Kurven zwar nicht richtig genießen, ein „Abenteuer“ ist es aber allemal! Den Scheitelpunkt des Passes kann man nur erahnen und als wir auf der anderen Seite aus der Wolkendecke tauchen haben wir eine gigantische Aussicht auf den Atlantik. Die Straße schlängelt sich vor uns in Serpentinen nach unten. Vorher wartet aber noch ein Rastplatz auf uns, von dem wir diese Aussicht erst einmal genießen. Den Film der GoPro werde ich wohl erst zuhause sichten, bin mir aber sicher, dass dieser unser s´derzeitiges Empfinden nicht wiedergeben kann! Wir sind einfach überwältigt!!!!
Danach geht der Wild-Atlantic-Way ,auf dem wir uns ja noch immer befinden, als kleine Straße durch Dörfer. Manchmal hat das Asphaltband in der Mitte sogar eine Grasnarbe. Hier von „touristisch“ zu reden wäre absolut übertrieben. „Irland natürlich“ würde es eher treffen, denke ich so bei mir. In Carndonagh geht es dann hinaus auf die Halbinsel mit der nördlichsten Landzunge Irlands, nach Malin! Die Gegend wirkt immer karger und die Straße immer enger.
So eng, das wir teilweise die vielen Radfahrer, die wohl heute Morgen ein „Radtouristik“ zum Malin Head unterwegs sind, nicht immer überholen können. Manchmal auch weil sie -wie selbstverständlich- nebeneinander fahren, auch wenn sie nur in einer kleinen Gruppe oder zu zweit unterwegs sind. So etwas kenne ich aber auch von daheim. Wundern tut mich nur der Zeitpunkt dieses „Rennes“. Es ist mitten in der Woche am Vormittag und gefühlt über 100 Fahrer und Fahrerinnen treten hier kräftig in die Pedale. Sicher kaum einer von denen im Rentenalter! Meinen Respekt haben sie trotzdem, die Pedalritter. Denn es gibt mehr als einen mächtigen Anstieg!
Am äußersten Zipfel, dem „Malin Head“, haben wir eine tolle Aussicht und verweilen hier ein wenig. Dann zurück nach Süden, wir wollen Holger und Gabi wiedertreffen, die den nördlichen Schlenker auslassen wollten und nun in Nordirland in der Sonne in einem Hafencafé sitzen, wie sie uns schreiben. Wir fahren unter einer grauen geschlossenen Wolkendecke und glauben an einen Jux. Als wir jedoch Derry hinter uns gelassen haben, klart tatsächlich der Himmel auf und wir fahren unter blauem Himmel weiter.
Vorher jedoch, auf dem Weg nach Derry, bereiten wir uns auf das „feierliche Ende“ des Wild-Atlantic-Way vor. Hier endet sie nämlich, deie längste ausgeschilderte Küstenstraße der Welt. Fast 9 Tage haben uns dessen Schilder unseren Weg gezeigt, haben wir unzählige Sehenswürdigkeiten gesehen, haben Aussichten genossen... verarbeiten werden wir das wohl erst später, daheim, zu viele Eindrücke haben wir aufgenommen. Vorher dachte ich noch, „Naja, am 3. oder 4. Tag werden wir wohl die Steilküsten satt haben und auch mal weg von der Küste fahren wollen!“ aber so war es nicht. SO vielfältig waren die Formationen, die Materialien die die Natur hier „verbaut“ hat. Immer wieder unterbrechen unvorstellbar schöne Sandstrände die Steilküste, manchmal sind es von der Eiszeit geformte Kalksteinformationen, manchmal Steile Klippen..... ach fahrt selber hin oder kommt zum Fotos gucken mal bei mir vorbei! (Erst in zwei Wochen hab ich die über 1800 Bilder aber sortiert!!)
Aber zurück zum Tag, wir sind also voller Erwartung auf das Ende des WAW auf dem Weg nach Derry und auf einmal sehe ich in einer Kurve, in einem Wiesenbeet, ein Schild mit der Aufschrift „End of Wild-Atlantic-Way“ Im Rückspiegel sehe ich zur Bestätigung auf der anderen Seite das Schild „Begin of the Wild-Atlanic-Way“ Da gibt es, in der kurve, noch nicht einmal die Möglichkeit anzuhalten, geschweige denn ein Fotos von sich und dem Motorrad vor dem Schild zu machen! Lieber Tourismusdirektor von Irland, so geht das nicht!!!! Wir halten natürlich trotzdem in einer privaten Hauseinfahrt und laufen zurück und fotografieren die Schilder! Etwas enttäuscht fahren wir weiter und lassen den WAW hinter uns. Die gerade schon angesprochene Sonne in Nordirland versöhnt uns mit Irland und so wird der Tag auch wieder schön.
Wir treffen Holger und Gabi in einer Hafenbar in Portrush. Holger durfte dort seine Cola nicht bezahlen sonder musste auf der Weltkarte in der Bar, seinen Wohnort mit einer Stecknadel markieren. Unzählige Stecknadel stecken in der Karte, überall auf der Weltkarte. Der Barmann ist ein interessanter Kerl. Ich trinke mir -schon aus Neugier- in der Bar auch eine Coke!
Auf meine Frage, wo ich denn den nächsten Geldautomaten finde, wir haben nämlich keine britischen Pfund die wir in Nordirland benötigen, winkt er mich kurzerhand hinter den Tresen. Er fragt, wie viel Geld ich brauche, tippt die genannten 100Pfund in sein mobiles Zahlgerät ein und ich tippe meine Geheimzahl ein. Er öffnet die alte „Kurbel-Kasse“ und zählt mir 100 Pfund in die Hand. Auf die Frage nach Gebühren klopft er mir auf die Schulter und sagt „Not your problem. I'am proud to see you here in my bar! Er war vorhin schon an unseren Motorrädern und hat auch meinen Koffer mit den 26 Länderaufklebern bewundert. Da hat sich mein „Angeberkoffer“ wieder mal bezahlt gemacht! ;-)
Grundsätzlich haben wir ja Hunger, aber in der Bar gibt es nichts zu essen. Nebenan schließt das Café des Yachtclubs eigentlich in diesen Minuten. (Um 14:30Uhr!!!??) Nach ein paar freundlichen Worten unseres Barmanns bekommen wir dort aber noch Kaffee und Kuchen. Einzig die Küche für warme Speisen bleibt uns verwehrt. Nachdem wir unseren Kuchen gegessen und unseren Kaffee getrunken haben quatschen wir noch ein wenig bis die Bedienung uns bittet, nn das Café zu verlassen. Gerne könnten wir uns aber noch eine Etage höher im Yachtclub hinsetzen und reden, nur das Café müsste er jetzt abschließen. Da wir aber lieber draußen sitzen gehen wir noch ein Häuschen weiter und setzen uns beim Hafenmeister vor´s Gebäude.
Wir beschließen noch ein wenig der Costal Road zu folgen. Vorbei geht es an tollen weißen Klippen, den „White Rocks“ , an einer Castle-Ruine „Dunluce Castle“ und tollen Stränden. Klar, das wir überall kurze Fotostopps machen.
Einzig die „Giant Causaway“, riesige Basaltsäulen bekommen wir nicht zu Gesicht. Erstens sind dies „hermetisch abgeriegelt und kosten 9€ Eintritt und zweitens sind es 25 Minuten Fußweg. Bei sonnigem warmen Wetter un Motorradsachen nicht wirklich ein Spaß. Also geht es weiter. Nordirland hat noch so Einiges zu bieten!
Wir verlassen nun die Küste um die nach Ballymoney zu fahren. Dort gibt es die wohl berühmteste Allee Nordirlands: „The Dark Hedges“. Hier wurde, unter anderem Szenen aus „Games of thrones“ gedreht. Wir wollen einfach nur kurz durchfahren und jeden einzeln in dieser mystischen Allee fotografieren. ...da waren aber schon welche vor uns da. Diese traße wird von Fotografen regelrecht belagert. Wir schaffen es trotzdem die gewünschten Bilder zu machen, bevor wieder ein Bus eine ganze Ladung Touristen „ausspuckt“ und die Straße aufgrund der Menschenmassen nicht mehr so attraktiv wirkt. Dafür überlegen wir, wo wir denn nächtigen wollen. Um 17.00Uhr eine berechtigte Frage. Ich bemühe Booking.com und da werden mir vier leere Zimmer in dem Landhotel, gleich gegenüber der Allee angezeigt. Mit Stein-Löwen vor dem Tor und einem riesigen Springbrunnen vorm Eingang hätten wir uns nie überlegt dort zu fragen. Mit 80€ für das Doppelzimmer ist der Preis aber akzeptabel und wir fahren rüber, versuchen den Preis noch ein wenig zu drücken, was uns aber nicht gelingt, und checken ein.
Um 18.30Uhr gehe wir nun noch einmal zu Fuß in die Allee in der Hoffnung auf schöne Bilder zum bevorstehenden Sonnenuntergang. Einige Bilder gelingen uns bevor wirkliche Massen an Fotografen mit Stativen die Straße bevölkern. Als dann noch ein Bus hält und unzählige „Bilderjäger“ in de Straße strömen, man muss wohl „Abendfahrten zu Dark Hedges“ buchen können, kehren wir zum Hotel zurück.
Dort angekommen essen wir noch lecker bevor das Kopfkissen -nach diesem ereignisreichen Tag- ruft! Auf selbigem ruht schon seit 2 Stunden mein Kopf und ich tippe diese Zeilen. Nun aber gute Nacht!